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Studien

“Mehr Erdgas beschleunigt den Klimawandel“

© Energy Watch Group
Kurz vor den Beschlüssen der der Bundesregierung zur Erreichung der Klimaschutzziele am 20. September 2019 hat die Energy Watch Group die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Zukunftstauglichkeit von Erdgas vorgelegt. Die Umstellung von Kohle und Erdöl auf Erdgas wird häufig als Beitrag zum Klimaschutz gehandelt. Betrachtet man dafür nur die Freisetzung von Treibhausgasen bei der chemischen Umwandlung (Verbrennungsemissionen) und die Wirkungsgrade der eingesetzten Technologien, ist dies auch unbestritten.

Das zentrale Ergebnis der Studie ist allerdings, dass das vielfach verbreitete Bild von Erdgas als klimaschonende Brückentechnologie nicht stimmt: Durch Methan-Emissionen in den Vorketten würde die Umstellung von Kohleverstromung und Ölheizung auf Erdgas statt eines Beitrags zum Klimaschutz den Klimawandel noch beschleunigen.

Die Studie des unabhängigen Berliner Think-and-Do-Tanks berechnet erstmalig die Klimawirkung einer fossil-fossilen Substitution durch Erdgas auf Basis der neuesten Forschung zu den Methan- und CO2-Emissionen der gesamten Lieferkette. Zudem wurde die Klimawirkung hinsichtlich des für potenzielle Klima-Kipppunkte relevanten 20-Jahres Horizonts ausgewertet (das Global warming potential GWP für Methan beträgt laut IPCC bezogen auf 20 Jahre 84 und bezogen auf 100 Jahre 28, die atmosphärische Lebensdauer wird mit 12 Jahren angegeben). So kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass eventuelle CO2-Einsparungen durch die hohen Methan-Emissionen von Erdgas bei weitem überkompensiert werden. Eine Umstellung von Kohle und Erdöl im Strom-, Wärme-, und Verkehrssektor auf Erdgas würde hier den Treibhauseffekt um rund 40 % vergrößern. Ein Grund dafür ist auch, dass für den zusätzlichen Erdgasbedarf höhere Methan-Emissionen anzusetzen sind.

Abwrackprämie für alle fossil befeuerten Heizungen

Hans-Josef Fell, ehemaliger Abgeordneter des Deutschen Bundestages, Präsident der Energy Watch Group und als Autor an der Studie beteiligt, fordert ein Umdenken in der aktuellen politischen Debatte um die Zukunft des Energiesektors. „Der Plan der CDU, allen voran der Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer, eine Abwrackprämie für Öl-Heizungen, aber nicht auch für Erdgas-Heizungen einzuführen, dient weder dem Klimaschutz noch den Verbrauchern. Abwrackprämien muss es für Öl-, Erdgas- und Kohleheizungen geben.“

„Stranded Investments in Milliardenhöhe“

„Wir haben jüngst aufgedeckt, dass sich die jährlichen Subventionen für Erdgas in Deutschland in 2017 auf 1,4 Mrd. Euro beliefen“, sagt Uwe Nestle, Geschäftsführer des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS). Bestehende und neue Subventionen in fossile Energien seien aber kontraproduktiv zur Erfüllung der Pariser Klimaziele. Nestle: „Investitionen in die erneuerbaren Energien hätten dagegen umgehend und dauerhaft einen sehr positiven Effekt auf das Klima.“ Was hieraus folgt ist für Dr. Thure Traber, Mitautor und leitender Wissenschaftler der EWG, eindeutig: „Wenn die Klimaziele auf deutscher und internationaler Ebene wirklich erreicht werden sollen, dann ist es für Investitionen in Erdgas schlichtweg unmöglich sich zu amortisieren. Was bleiben wird sind Stranded Investments in Milliardenhöhe.“

Was genau die Politik tun muss, um ein zukunftsfähiges Energiesystem aufzubauen, ist für die Studienautoren eindeutig: Eine sofortige Abschaffung aller Subventionen für fossile Energieträger und eine flächendeckende Einführung emissionsfreier, erneuerbarer Technologien, dabei könne durchaus auch die bereits vorhandene Erdgas-Infrastruktur für klimafreundliches Biogas und grüne Gase wie Wasserstoff aus Ökostrom verwendet werden. Da ein weltweiter Umstieg des Energiesystems auf 100% erneuerbare Energien 55 % der globalen Treibhausgasemissionen einsparen würde, müsse diese Maßnahme im Zentrum aller Klimaschutzbemühungen stehen.

Download der Studie auf www.energywatchgroup.org. GLR