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Energieberater

GEB-Leser zu “Fünf Jahre Expertenliste“

Fünf Jahre „Energieeffizienz-Expertenliste für Förderprogramme des Bundes“: Für die Initiatoren und Beteiligten war das kleine Jubiläum Gelegenheit, eine positive Bilanz zu ziehen (siehe Bericht im GEB-Newsletter 23-2016). Hervorgehoben wurde unter anderem: „Mittlerweile sind rund 13.800 Fachleute eingetragen. Die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften ist im Markt zu spüren. Das zeigen rund 52.000 Suchanfragen pro Monat. Und die Energieberater bekommen mittlerweile jeden dritten Auftrag über die Expertenliste. Und: Die einheitlichen Qualifikationsstandards erhöhen das Vertrauen der Bauherren in die Kompetenz der gelisteten Experten.“ Wir hatten die GEB-Leser im Rahmen der Berichterstattung auch nach ihrer ganz persönlichen Bilanz zur Expertenliste gefragt. Hier einige Kommentare:
  • „Mein langjähriger Eintrag in die Energieeffizienz-Expertenliste hat mir viele Aufträge gebracht, war aber zum größten Teil nur Mittel zum Zweck der Fördermittelbeantragung“, berichtet eine Energieberaterin aus Süddeutschland. Ihre berechneten Gesamteinschätzungen und weitere Tipps seien nur zweitrangig gewesen, im Vordergrund stand das Fördergeld.
  • „Die Notwendigkeit einer Expertenliste ist sicher gegeben“, schreibt ein Energieberater aus Norddeutschland, stellte aber auch die Frage: „Muss die Expertenliste deutlich mehr Geld einbringen, als der Betrieb kostet? Bei 13.800 Experten und 100 Euro/a Einnahmen pro Experte betragen die Gesamteinnahmen 1,38 Mio. Euro/a, zusätzlich haben die Experten bisher 690.000 Euro an Eintragungsgebühren eingezahlt, obwohl sie die Eintragung faktisch allein machen mussten. Das ist sehr viel Geld für eine Datenbank-Listung, die weder übersichtlich noch besonders funktional und für die adressierten Endkunden nicht einfach verständlich ist. Wo ist die Werbung für die Expertenliste? Wo laufen die TV-Spots, wo die Talkrunden zum Thema Energieeffizienz, wo sind die Anzeigen zur Bewerbung der Expertenliste in überregionalen Printmedien, die uns Energieberatern zeigen, dass die dena unser Geld auch für uns verwendet?
  • Eine ähnliche Bewertung kam von einem Energieberater aus dem Großraum Frankfurt: „Die Listung halte ich für sinnvoll. Die Maßnahmen zum Verbleib in der Liste sind teilweise etwas zeitaufwändig. Die Listung von Handwerksunternehmen und Schornsteinfegern missfällt mir. Diese Zugeständnisse an diese Berufsgruppen finde ich ungerecht. Gar nicht nachvollziehen kann ich die jährlich anfallenden Kosten in Höhe von 100 Euro zzgl. Umsatzsteuer. Bei 13.800 gelisteten Fachleuten kommt da eine ordentliche Summe zusammen, die nicht nur mit der Deckung der Personalkosten argumentiert werken kann. Ich finde, die Gebühren sollten für langjährige Mitglieder vermindert werden.“
  • Ein Energieberater aus Schleswig-Holstein: „Nach meiner Meinung ist die Expertenliste ein aufgeblasenes Etwas. Zwischenzeitlich hatte ich sogar das Gefühl die ‚alten Hasen‘ sollten aus der Liste vertrieben werden. Warum musste die alte Verfahrensweise überhaupt geändert und zur dena verschoben werden? Wahrscheinlich nur, um die Energieberater zu ärgern und um eine neue Geldvernichtungsmaschine zu erfinden. Ich bin seit Jahrzehnten in der Energieberatung tätig und war mit Ausnahme von Denkmalen für alles als Berater akkreditiert. Mit der Expertenliste begann ein Eintragungsmarathon, der erst dieses Jahr beendet werden konnte. Die Anerkennung meiner teilweise sehr alten Lehrgangs Bescheinigungen war nicht einfach. Ich hätte es für selbstverständlich gehalten, dass vorhandene Eintragungen ohne Wenn und Aber in die neuen Listen übernommen werden. Das Argument Datenschutz als Grund dagegen zählt nicht, da die meisten Daten sowieso öffentlich sind. Für mich war es in jedem Fall sehr viel unnütze Arbeit wieder in die Listen aufgenommen zu werden. Und ob das alles gelungen ist weiß ich auch nicht. Fortbildung ist wichtig, die Fortbildungsanforderungen für die Liste sind aber überzogen. Ich arbeite ständig im Bereich Energieberatung und Bauphysik. Nur um die notwendigen Stunden zusammen zu bekommen habe ich schon etliche Veranstaltungen doppelt besucht. Das kostet Geld und ist langweilig. In Norddeutschland bzw. in Schleswig- Holstein ist es schwierig, Veranstaltungen zu finden. Ein kleines Büro kann es sich nicht leisten in den Süden zu fahren.“
  • Ein Energieberater, der Kunden an der Grenze zur Schweiz berät: „Die Expertenliste ist von der Idee her sicher sinnvoll. Die Handhabung aber ist ein Albtraum! Ich erlebe die Leute, die diese administrieren, als inkompetent, schablonenhaft und willkürlich: Schon bei der Ersteintragung – als bereits seit 2006 anerkannter Bafa-Berater – gab es Probleme: Mein Zusatzstudium ‚Energie‘ – Energie am Bau und Erneuerbare Energien – an der FH Basel stand nicht in deren Katalog und man weigerte sich, das Zusatzstudium anzuerkennen. Trotz 700 Unterrichtseinheiten, 6 Studienarbeiten und Diplomarbeit und mehrerer durchgeführter Bafa-Beratungen, inklusive dreier KfW-Effizienzhäuser und einem KfW-Baubegleitungsprojekt. Man wollte, dass ich noch einen TÜV-Kurs mache. Anhand des Katalogs des Bafa aus 2006 musste ich erst nachweisen, dass die FH-Ausbildung damals anerkannt war. Dann die Verlängerung der Eintragung 2015: Da ich kein Bafa-Beratungsprojekt in den zwei Jahren hatte – kein Mensch wollte damals eine Bafa-Beratung und ich zu den schlechten Konditionen auch nicht – sollte ich 16 + 32 UE Fortbildungspunkte nachweisen. Das Regelheft sagte 32 UE, (nicht 16 + 32), aber das interpretierte man freizügig um. […] Dann die KfW-Effizienzhaus-Listung: Wegen der Probleme bei der Ersteintragung verzichtete ich damals auf die KfW-Effizienzhauseintragung – damals beschränkt auf KfW40 und KfW55. Mittlerweile wurde diese stillschweigend auf alle Klassen und auf alle Einzelmaßnahmen erweitert. Und wenn ich diese jetzt erlangen will, soll ich nochmal einen Adam-und-Eva-Kurs absolvieren. Die NWG-Eintragung hingegen war ein Klacks, halb geschenkt – und plötzlich sind auch die KfW-Einzelmaßnahmen freigeschaltet.

Wir haben mehrere andere Kommentare erhalten, die ebenfalls die Gebühren bzw. die hohen Gesamteinnahmen, den Aufwand für die Eintragung(en) und die unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen kritisch sehen sowie von individuellen Problemen bei der Eintragung berichten. Negativ wird auch gesehen, dass die hohen Maßstäbe an die Qualifikation der Experten teilweise durch lasche Vorgaben bei den Förderprogrammen ausgehebelt werden, insbesondere das vereinfachte Verfahren für den hydraulischen Abgleich wurde als Beispiel benannt. Eine durchweg positive Bewertung hat uns nicht erreicht. GLR