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GEBÄUDESANIERUNG

Sanierungstest belegt ungenutzte Potenziale

Die Sanierung von Wohngebäuden bietet leicht erschließbare Potenziale für Klimaschutz und Energieeffizienz. Das geht aus einem Sanierungstest der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online mit Fraunhofer ISE, Ostfalia und SEnerCon als wissenschaftliche Partner hervor, dessen Ergebnisse Ende September 2015 als Studie veröffentlicht worden sind. Für den Sanierungstest wurden bundesweit 180 bereits sanierte Wohngebäude auf die Wirksamkeit von Maßnahmen, wie Heizkesseltausch und Fassadendämmung, untersucht.

Die großen Schwankungen bei den Energieeinsparungen der Testhaushalte zeigen, dass ein und dieselbe Sanierungsmaßnahme in der Praxis oft unterschiedlich erfolgreich ist. Wird zum Beispiel die Heizung erneuert, schwanken die Ersparnisse zwischen 8 und 50 %. Fehlende Qualitätssicherung, etwa durch eine begleitende Energieberatung, sowie ausbleibende Heizungsoptimierungen durch einen hydraulischen Abgleich sehen die Experten als Ursachen.

Quote, Tiefe und Sanierungswirkung

„Wenn es um die energetische Erneuerung von Bestandsbauten geht, stehen meist die Themen Sanierungsquote und -tiefe im Vordergrund“, sagt co2online-Geschäftsführerin Tanja Loitz. „Die Wirkung von Sanierungen spielt bisher eine untergeordnete Rolle. Dabei ist dieser Faktor entscheidend, wenn Energieverbrauch und Emissionen sinken sollen“, so Loitz. „Jährlich könnten durch wirksame Sanierungen mit Heizungsoptimierung und Qualitätssicherung mindestens 4,7 bis 6,2 Mio. t an CO2-Emissionen zusätzlich eingespart werden“, sagt Professor Dr.-Ing. Dieter Wolff von der Ostfalia Hochschule. „Dazu müssten geltende Qualitätsstandards in der Energieeinsparverordnung verankert, in der Praxis angewendet und ein begleitendes Monitoring genutzt werden. Insgesamt könnten so zusätzlich 25 bis 30 kWh/(m2a) eingespart werden.“

Die Ergebnisse des Sanierungstests zeigen, welche Faktoren für die Wirkung von Sanierungen entscheidend sind – und wie diese von den Test-Haushalten genutzt wurden:

  • nur 40 % der Tester nahmen eine Förderung (inklusive Qualitätsnachweis) in Anspruch
  • lediglich 35 % der Haushalte nutzten eine Energieberatung bzw. Maßnahmenbegleitung
  • nur ein Drittel (33 %) ließ während der Sanierung einen hydraulischen Abgleich der Heizanlage vornehmen
  • in 30 % der Gebäude waren Leitungen und Armaturen unzureichend gedämmt
  • kaum ein Haushalt nutzte Wärmemengenzähler für ein regelmäßiges Monitoring des Verbrauchs

Empfehlungen an Politik und Verbände

Um die Potenziale für Klimaschutz und Energieeffizienz zu erschließen, haben die Experten auf Grundlage der Ergebnisse der Vor-Ort-Begehungen und der Auswertung der gesammelten Daten vier Empfehlungen für Politik und Verbände entwickelt:

  1. Geltende Qualitätsstandards in der Ordnungspolitik und in der Aus- und Weiterbildung fester verankern, unter anderem durch einen verpflichtenden hydraulischen Abgleich.
  2. Erfolgsnachweise für Förderinstrumente einführen, damit die Nachfrage nach Qualitätssicherung durch Verbraucher und die Wirksamkeit eingesetzter Fördermittel wächst.
  3. Wärmemengenzähler und Smart Meter flächendeckend einsetzen, um ein unterjähriges Monitoring und begleitendes Feedback für die Bewohner zu ermöglichen.
  4. Nachfrage nach Förder- und Beratungsangeboten sowie nach Feedback-Instrumenten erhöhen, beispielsweise durch zielgruppendifferenzierte Ansprache und dauerhafte Dialogangebote.

Details zu den Empfehlungen und alle Ergebnisse sind in der 80-seitigen Studie zu finden. Sie ist als Kurzfassung und vollständig auf www.wirksam-sanieren.de herunterzuladen. „Wirksam sanieren“ ist eine Kampagne von co2online, die vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit unterstützt wird. GLR