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Energie aus Plastik gewinnen

Ein Fonds aus Bremen plant eine bahnbrechende Veränderung beim
Recycling von Kunststoffen in Deutschland.

Aus Plastikmüll wird in einem Thermolyse-Verfahren Öl zurückgewonnen – und das unter wirtschaftlichen Bedingungen. Möglich macht dies die Syntrol-Technologie, welche in einem dreistufigen Verfahren aus Plastikabfällen wieder Öl herstellt. Dabei wird Kunststoff zunächst erhitzt, so dass Gase entstehen. Diese kühlen ab und verflüssigen sich. Das so entstandene Produktöl kann als leichtes Heizöl wieder verkauft oder nach weiterer Bearbeitung und Veredelung für andere Zwecke genutzt werden. Das gesamte Verfahren der Kunststoffverölung funktioniert dabei mit einem Wirkungsgrad von 80 Prozent. Aus 100 g Kunststoff gewinnt diese Methode circa 85 ml Öl.

„Wir suchten nach neuen zukunftsweisenden Technologien in Verbindung mit Umweltschutz und sind dabei auf das Thermolyse-Verfahren gestoßen. Diese einzigartige Lösung hat uns dann schnell von der Unterstützung dieses Projektes in Deutschland überzeugt“, erklärt Oskar Edler von Schickh, Geschäftsführer der Öko-Energie Umweltfonds 1 GmbH und Co. KG. Der Fonds plant die Errichtung von vier Syntrol-Anlagen in Mannheim, die nach dieser Methode aus Plastikabfällen Öl herstellen. „Unser Projekt wird den deutschen Recyclingmarkt im Hinblick auf Plastikmüll wesentlich verändern“, erklärt der Geschäftsführer und Diplom-Ingenieur Norbert Dinter.

Kunststoffverölung
Durch das Thermolyse-Verfahren werden hochkalorische Kunststoffabfälle in flüssige Kohlenwasserstoffe umgewandelt. So entsteht ein vielfältig einsetzbarer flüssiger Energieträger. Das patentierte Verfahren existiert seit 1937, wurde aber nie zur Serienreife gebracht. Nill-Tech, ein deutscher Anlagenbauer, hat die Entwicklung vorangetrieben und eine seit 2005 erfolgreich betriebene Pilotanlage in der Schweiz errichtet. Bei der Kunststoffverölung wird Produktöl, vergleichbar mit Heizöl nach DIN 51603-1, und einem energetischen Wirkungsgrad von circa 90 Prozent produziert. Eine Produktionslinie erzeugt so aus 5.000 Tonnen vorsortierten und zerkleinerten Kunststoffabfällen etwa 4,285 Mio Liter Produktöl.

Der Recyclingmarkt
Von dem jährlich anfallenden Müll, in Deutschland derzeit etwa 300-500 Kilo pro Person, sind 10-15 Prozent Kunststoffabfälle. Circa 18 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert die deutsche Industrie pro Jahr. Davon gelangen insgesamt etwa 4,5 Millionen Tonnen in das
deutsche Wertstoffrecycling. „Von dieser Menge könnten wir mit unserer Technologie theoretisch 3-5 Prozent des deutschen Rohölimportes abdecken – in Zeiten ständig steigender Ölpreise eine verlockende Aussicht“, erklärt von Schickh. Kunststoffabfälle werden vollständig verwertet, über 40 Prozent der Abfälle nehmen den Weg in eine werkstoffliche Verwertung, der Rest wird einer energetischen Verwertung oder  Beseitigung zugeführt. Aus ökologischer Sicht eignen sich Müllverbrennungsanlagen nur wenig, um Plastikabfall sinnvoll zu entsorgen. Der energetische Wirkungsgrad ist mit 20 Prozent nicht effektiv und sehr unwirtschaftlich. Außerdem werden, bezogen auf die Nutzenergie, große, spezifische CO2-Mengen emittiert. Sorgen über zu wenig anfallenden Müll müssen sich die zukünftigen Betreiber der Anlage nicht machen: „Die Zulieferung der benötigten Abfallstoffe ist konjunkturunabhängig. Öffentliche Verwaltungen, Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser sowie Großwohnanlagen produzieren alleine in der Umgebung des Standortes Mannheim mehr als genug Kunststoff-Abfall, welcher zur weiteren Verarbeitung in unserer Anlage zur Verfügung steht“, berichtet von Schickh.
„Wir stehen in der Frage der Energieversorgung großen Herausforderungen gegenüber. Der Energiebedarf steigt unablässig, die Ressourcen jedoch werden immer knapper“, erklärt Dinter. „Jetzt ist die richtige Zeit, um das Potenzial bereits existierender und zukünftiger Technologien zur Ressourcengewinnung zu erschließen.“ Allein in den vergangenen 10 Jahren verdreifachte sich der Ölpreis, und der Trend zeigt weiter nach oben. Mit der Thermolyse-Technologie leisten die Projektentwickler einen entscheidenden Beitrag zur Schonung der Ressourcen. „Wir führen das neu erzeugte Produktöl mit hohem Nutzungsgewinn wieder als Grundstoff in den Energiekreislauf zurück“, so Dinter.


Die Technik: SYNTROL-Thermolyse Kunststoffverölung ist mit einem sehr hohen Wirkungsgrad zukunftsweisend. Verglichen mit Müllverbrennung erzielt sie den dreifachen Wirkungsgrad und reduziert den CO2-Ausstoß um zwei Drittel. „So leisten wir auch einen Beitrag zum Klimaschutz“, bekräftigt von Schickh. Unter Sauerstoffabschluss findet die thermische Zersetzung von Polymeren statt. Aus Kunststoffabfällen wird so ein vielseitig einsetzbarer, flüssiger Energieträger produziert. Die Umwandlung von Kunststoffabfällen in Produktöl ist ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll. Gewonnenes Produktöl kann in zwei Fraktionen aufgeteilt werden: einerseits der Fraktion mit chemischen und physikalischen Eigenschaften gleich dem Heizöl/Altöl. Andererseits die kleine Fraktion mit Benzin und Kerosin, welche in vielfältigen Prozessen weiterverwendet werden kann. Gleichzeitig produziert die Anlage  verfahrensbedingt einen gewissen Anteil Koks. Dieser besitzt einen kohleähnlichen Heizwert und kann entsprechend industriell weiterverarbeitet werden. Als Abnehmer des aus dem Plastikabfall gewonnenen Öls
kommen Betreiber der Wohnungswirtschaft, von Heizkraftwerken oder Produktionsfirmen wie beispielsweise Zementwerke oder Hersteller, die das Produktöl als Vorprodukt für andere Qualitäten nutzen, in Frage.

Alle Informationen unter
www.oekoenergie-umweltfonds.de